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Gespräche mit virtuellen Patient*innen: Preis für Essener Lehrprojekt

PD Dr. Gertraud Gradl-Dietsch erhielt die Auszeichnung im Rahmen des DGKJP- Kongresses 2024 in Rostock. Fotonachweis: Bernd Hagedorn

Der Lehrpreis der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) geht an PD Dr. Gertraud Gradl-Dietsch von der LVR-Universitätsklinik Essen/
Universität Duisburg-Essen für ein gemeinsames Projekt mit dem Lehrstuhl für Medieninformatik | Entertainment Computing der Universität Duisburg-Essen (Linda Graf und Prof. Dr. Maic Masuch).
Studierende führen ambulante Erstgespräche mit virtuellen Charakteren.

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik
und Psychotherapie (DGKJP) zeichnet mit einem Lehrpreis innovative und nachahmenswerte
Lehrprojekte für Studierende der Medizin oder Psychologie aus. In diesem Jahr geht der Preis nach
Essen: PD Dr. Gertraud Gradl-Dietsch von der LVR-Universitätsklinik Essen/Universität Duisburg-Essen
erhielt gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Medieninformatik | Entertainment Computing der Universität
Duisburg-Essen (Linda Graf und Prof. Maic Masuch) die Auszeichnung für ihr innovatives Lehrprojekt
„EVA – Emotionale virtuelle Agent:innen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie“.

Lisa sitzt auf einer Couch, angespannt, die Hände zwischen den Knien. Aber wenn die 14-Jährige
Vertrauen fasst, beantwortet sie Fragen – bis ihr die Gesprächsführung nicht gefällt oder vielleicht der
Augenkontakt fehlt. Und werden ihr die Pausen im Gespräch zu lang, beschwert sie sich auch. Dann
kann es für die Medizinstudierenden schwierig werden. Lisa ist eine „Agentin“ in einer virtuellen
Realität, beim Blick durch eine VR-Brille können Studierende mit ihr ein ambulantes Erstgespräch
führen – beliebig oft, angstfrei, um ihre Fertigkeiten zu erproben, zu lernen, neue Hypothesen zu
testen. Studien zeigen, dass Menschen virtuelle Charaktere als soziale Entität wahrnehmen, wenn sie
glaubwürdig gestaltet sind. Lisas Körperhaltung und Gestik sind animiert, ihre verschiedenen
Gesichtsausdrücke wurden aber mit Hilfe einer professionellen Schauspielerin aufgenommen und
übertragen. 

Kommunikation und Interaktion sind integrale Bestandteile der Lehrveranstaltungen in der Kinder-
und Jugendpsychiatrie. Eine wesentliche Herausforderung stellt der praktische Unterricht dar, denn
realen Patient:innen ist je nach Krankheitsbild die Befragung durch Studierende nur bedingt
zuzumuten. Hier kommt mit „EVA“ eine innovative Weiterentwicklung der Lehre ins Spiel. „Emotionale
virtuelle Agent:innen“ unterschiedlichen Alters und mit verschiedenen Diagnosen machen
grundlegende Interaktionen wie die Erhebung eines psychopathologischen Befundes aber auch
herausfordernde Gesprächssituationen erfahrbar.

Die Entwicklung und technische Umsetzung der Anwendung erfolgen durch den Lehrstuhl für
Medieninformatik | Entertainment Computing der Universität Duisburg-Essen. Nach ersten
Testversionen wird die Anwendung seit März 2024 genutzt. Ein Transfer an andere Universitäten ist
möglich und im Sinne frei zugänglicher Bildungsressourcen auch gewünscht. Auch eine Erweiterung
der Zielgruppe ist angedacht. So könnte die Anwendung in angepasster Form auch weiteren
Berufsgruppen wie Fachtherapeut:innen, Lehrer:innen oder Sporttrainer:innen im Sinne der
Früherkennung psychischer Erkrankungen zur Verfügung stehen. 

Der Lehrpreis der DGKJP ist mir 2000 Euro dotiert, 1000 Euro davon gehen an die Fachschaft Medizin
der Universität Duisburg-Essen.

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