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FOM Experte Prof. Dr. David Matusiewicz im Interview Gesundheitsberufe im Wandel: Komplexe Herausforderungen, Chancen und Trends

Prof. Dr. David-Matusiewicz © Pramudiya

Zunehmende Digitalisierung und medizinischer Fortschritt auf der einen, FachkrĂ€ftemangel und demographischer Wandel auf der anderen Seite: Das Gesundheitswesen steht vor einem Umbruch und sieht sich mit tiefgreifenden VerĂ€nderungen konfrontiert. „Die Akademisierung der Branche muss dringend vorangetrieben werden – nur so lassen sich die komplexen Herausforderungen der Zukunft meistern“, sagt Prof. Dr. David Matusiewicz, Dekan und wissenschaftlicher Direktor des ifgs Instituts fĂŒr Gesundheit & Soziales an der FOM Hochschule. Im Interview spricht der Experte fĂŒr Medizinmanagement ĂŒber die aktuellen Entwicklungen, gefragte Kompetenzen und die vielseitigen Karrierechancen im Gesundheitssektor.

Herr Professor Matusiewicz, wie wird sich das Gesundheitswesen in den nÀchsten Jahren entwickeln?

Prof. Dr. David Matusiewicz: Die Gesundheitsbranche zeichnet sich bislang vor allem dadurch aus, dass verschiedene Bereiche nebeneinander koexistieren – die ambulante Versorgung, die stationĂ€re Versorgung, die Rehabilitation und die Pflege. In Zukunft wird sich das Gesundheitswesen dahingehend wandeln, dass es zu einer Verzahnung der Bereiche mit stĂ€rkerer interprofessioneller Zusammenarbeit und vernetzten Teams kommt – und das unterstĂŒtzt durch digitale Tools und Prozesse. Es wird hier nicht nur zunehmend interprofessionelle Berufe, sondern auch völlig neue Berufe und Berufsfelder geben. FĂŒr die Gesundheitsbranche ist dieser Wandel eine große Herausforderung, da sie in einem Spannungsfeld steht: Zum einen wĂ€ren da der hohe Kostendruck und knappe wirtschaftliche Ressourcen, zum anderen die Notwendigkeit, Innovationen in die Gesundheitsversorgung zu bringen, dabei jedoch das klassische KerngeschĂ€ft nicht aus den Augen zu verlieren. Hinzu kommt, dass beim Gesundheitspersonal neue Kompetenzen gefragt sind, die es aufzubauen gilt. FĂŒhrungskrĂ€fte mĂŒssen außerdem lernen, exponentiell statt linear zu denken – sprich mit einem zukunftsorientierten, vorausschauenden VerstĂ€ndnis fĂŒr neue Technologien und Entwicklungen.

Welche Kompetenzen sind zukĂŒnftig – oder auch schon heute – im Gesundheitswesen besonders wichtig?

Prof. Matusiewicz: Im Zuge des beschriebenen Wandels sind verschiedene Future Skills entscheidend. So zĂ€hlt neben umfassenden Digitalkenntnissen vor allem die FĂ€higkeit des agilen und kollaborativen Arbeitens zu einer wichtigen Kompetenz. Gleichzeitig kommt es zunehmend darauf an, ein breites Wissen aufzubauen, immer auf dem neuesten fachlichen Stand zu sein und ĂŒber den Tellerrand zu schauen. Denn die Aufgaben und TĂ€tigkeitsprofile in der Gesundheitsbranche entwickeln sich in einer enormen Geschwindigkeit weiter und werden dabei immer vielseitiger und komplexer. Nehmen wir zum Beispiel den Pflegesektor: Durch den Einsatz neuer Technologien wird sich der Pflegeberuf in den nĂ€chsten Jahren stark verĂ€ndern. Die FOM Hochschule hat daher in Zusammenarbeit mit der UniversitĂ€tsmedizin Essen im bundesweit einmaligen Bachelor-Studiengang „Pflege & Digitalisierung“ neue Kompetenzen definiert, die fĂŒr den „smarten Pflegenden“ von morgen wichtig sind – also einen Pflegenden, der die Digitalisierung als starkes Instrument versteht und so mehr Zeit fĂŒr mehr Menschlichkeit innerhalb seiner Kernaufgaben hat. (Anm.: Der FOM Bachelor-Studiengang „Pflege & Digitalisierung“ wird aktuell in Essen, Mainz und SaarbrĂŒcken angeboten.)

Wie kann es also BeschÀftigten im Gesundheitssektor gelingen, mit diesen VerÀnderungen Schritt zu halten?

Prof. Matusiewicz: Berufliche Weiterbildung ist wichtig – sei es eine umfassende akademische Ausbildung im Rahmen eines berufsbegleitenden Studiums oder durch Microlearning, bei dem passgenaues Wissen fĂŒr spezifische Themen erworben wird. Die FOM bietet im Hochschulbereich „Gesundheit & Soziales“ ein breites Spektrum berufs- bzw. ausbildungsbegleitender StudiengĂ€nge an. Zur Auswahl stehen neben „Pflege & Digitalisierung“ verschiedene Bachelor-StudiengĂ€nge wie „Gesundheits- und Sozialmanagement“, „Gesundheitspsychologie & MedizinpĂ€dagogik“ oder „Pflegemanagement“; Studieninteressierte mit einem ersten Hochschulabschluss können sich beispielsweise fĂŒr einen Master in „Public Health“ oder „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ einschreiben. Im Trendbereich Microlearning hat die FOM zudem eine Vielzahl an Hochschulzertifikaten entwickelt, die aktuelles Fachwissen zu einem bestimmten Thema bĂŒndeln und sich sogar auf ein FOM Studium anrechnen lassen.

Warum ist die akademische Aus- und Weiterbildung im Gesundheitswesen so wichtig? Lassen sich die erforderlichen Kompetenzen nicht auch einfach „on the job“ erwerben?

Prof. Matusiewicz: Das Gesundheitswesen ist geprĂ€gt von TĂ€tigkeiten, die sehr spezielle Kenntnisse ĂŒber die besonderen Marktspezifika erfordern, da sich diese teils grundlegend von anderen MĂ€rkten unterscheiden – allein schon der ganze Bereich Finanzierung. Das berufs- bzw. ausbildungsbegleitende Studium an der FOM vermittelt neben diesen praxisorientierten Fachkompetenzen auch generalistisches akademisches Wissen, das der zukĂŒnftigen Entwicklung – und damit der engeren Verzahnung verschiedener Gesundheitssektoren und Branchen – Rechnung trĂ€gt. Die Studierenden beschĂ€ftigen sich unter anderem mit Projektmanagement, mit QualitĂ€tsmessung und vor allem auch mit Digitalthemen – gerade hier gibt es einen riesigen Nachholbedarf von mindestens zehn Jahren im Vergleich zu anderen Branchen wie dem Handel oder Automotive! Sie werden dazu befĂ€higt, einen Blick fĂŒr das „große Ganze“ zu bekommen, Unternehmen und Einrichtungen strategisch und zukunftsorientiert zu steuern und das ohne die BedĂŒrfnisse der Patientinnen und Patienten bzw. der Kundinnen und Kunden aus den Augen zu verlieren. All das sind FĂ€higkeiten, fĂŒr die zunehmend eine akademische Aus- bzw. Weiterbildung wichtig ist.

Welche beruflichen Perspektiven stehen Absolventinnen und Absolventen eines solchen Studiums offen? Wie sieht es mit Aufstiegschancen aus?

Prof. Matusiewicz: Die Gesundheitsbranche ist ein Zukunftsmarkt, der vielerlei Perspektiven bietet. Statt mit Verwaltungsunternehmen haben wir es immer hĂ€ufiger mit Managementunternehmen zu tun. „Klassische“ BWLer haben zwar das betriebswirtschaftliche Wissen, ihnen fehlen jedoch die speziellen Branchenkenntnisse. Absolventinnen und Absolventen eines berufs- oder ausbildungsbegleitenden Studiums im Bereich „Gesundheit & Soziales“ bringen hingegen ein Gesamtpaket aus branchenspezifischer Fachexpertise und passgenauen BWL- und Management-Kenntnissen mit. Das eröffnet ihnen vielfĂ€ltige Karrierewege – natĂŒrlich auch auf FĂŒhrungsebene. 

 

Zahlen zum FOM Hochschulbereich Gesundheit & Soziales (Stand: Februar 2022)

  • 11 verschiedene StudiengĂ€nge
  • aktuell mehr als 7.200 Studierende
  • ĂŒber 100 Kooperationspartner aus dem Gesundheits- und Sozialwesen
  • Forschungseinrichtungen wie das ifgs Institut fĂŒr Gesundheit & Soziales und das KCM KompetenzCentrum fĂŒr Medizinoekonomie mit insgesamt 39 kooptierten Professorinnen und Professoren
  • 107 Publikationen
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