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KĂŒnstliche Intelligenz verbessert personalisierte Krebsbehandlung

Personalisierte Medizin zielt darauf ab, die Behandlungen auf einzelne Patient:innen maßzuschneidern. Bisher geschieht das anhand einer geringen Anzahl an Parametern, mit denen der Krankheitsverlauf vorhergesagt werden soll. Um aber die komplexen ZusammenhĂ€nge bei Krankheiten wie Krebs zu verstehen, reichen diese wenigen Werte oft nicht aus. Ein Forschungsteam der Medizinischen FakultĂ€t der UniversitĂ€t Duisburg-Essen (UDE), der Ludwig-Maximilians-UniversitĂ€t MĂŒnchen (LMU) und des Berlin Institute for the Foundations of Learning and Data (BIFOLD) an der Technischen UniversitĂ€t Berlin haben durch den Einsatz von KĂŒnstlicher Intelligenz (KI) fĂŒr dieses Problem einen neuen Lösungsansatz entwickelt. Nature Cancer berichtet.

Basierend auf der Smart Hospital-Infrastruktur des UniversitĂ€tsklinikums Essen haben die Forschenden Daten aus verschiedenen Quellen – medizinische Vorgeschichte, Laborwerte, Bildgebung und genetische Analysen – zusammengefĂŒhrt, um die klinische Entscheidungsfindung zu erleichtern. „Obwohl in der modernen Medizin riesige Mengen an klinischen Daten verfĂŒgbar sind, bleibt das Versprechen einer wirklich personalisierten Medizin oft noch unerfĂŒllt“, so Prof. Dr. Dr. Jens Kleesiek vom Institut fĂŒr KĂŒnstliche Intelligenz in der Medizin am UniversitĂ€tsklinikum Essen und dem Cancer Research Center Cologne Essen (CCCE). In der onkologisch-klinischen Praxis werden bislang eher starre Bewertungssysteme wie die Einteilung in Tumorstadien verwendet, die individuelle Unterschiede wie Geschlecht, ErnĂ€hrungszustand oder Begleiterkrankungen kaum berĂŒcksichtigen. „Mithilfe moderner KI-Technologien, insbesondere erklĂ€rbarer KĂŒnstlicher Intelligenz, kurz xAI, können diese komplexen Beziehungen entschlĂŒsselt und die Krebsmedizin deutlich stĂ€rker personalisiert werden“, so Prof. Dr. Frederick Klauschen, Direktor des Pathologischen Instituts der LMU und Forschungsgruppenleiter am BIFOLD, wo dieser Ansatz mit Prof. Dr. Klaus-Robert MĂŒller entwickelt wurde.

FĂŒr die kĂŒrzlich in Nature Cancer veröffentlichte Studie wurde die KI mit Daten von ĂŒber 15.000 Patient:innen mit insgesamt 38 verschiedenen soliden Tumorerkrankungen angelernt. Dabei wurde das Zusammenspiel von 350 Parametern untersucht, darunter klinische Daten, Laborwerte, Daten aus bildgebenden Verfahren und genetische Tumorprofile. „Wir haben SchlĂŒsselfaktoren identifiziert, die einen Großteil der Entscheidungsprozesse des neuronalen Netzwerks ausmachten, sowie eine Vielzahl prognostisch relevanter Wechselwirkungen zwischen den Parametern“, erklĂ€rt Dr. Julius Keyl, Clinician Scientist am Institut fĂŒr KI in der Medizin (IKIM).

Das KI-Modell wurde dann erfolgreich anhand der Daten von ĂŒber 3.000 Lungenkrebspatient:innen ĂŒberprĂŒft, um die gefundenen Wechselwirkungen zu validieren. Die KI kombiniert die Daten miteinander und ermittelt daraus eine Gesamtprognose fĂŒr jeden einzelne:n Erkrankten. Als erklĂ€rbare KI macht das Modell seine Entscheidungsfindung fĂŒr das behandelnde Personal nachvollziehbar, denn es zeigt, wie jeder einzelne Parameter zu dieser Prognose beigetragen hat.

„Unsere Ergebnisse zeigen das Potenzial von KĂŒnstlicher Intelligenz, klinische Messwerte nicht einzeln, sondern im Zusammenhang zu betrachten, neu zu bewerten und so eine personalisierte, datengetriebene Krebstherapie zu ermöglichen“, so Dr. Philipp Keyl von der LMU. Die KI-Methode könnte zukĂŒnftig auch in NotfĂ€llen angewendet werden, bei denen es lebenswichtig ist, diagnostische Parameter möglichst schnell in ihrer Gesamtlage beurteilen zu können. Die Forschenden hoffen außerdem, auf diese Weise auch komplexe, krebsĂŒbergreifende ZusammenhĂ€nge zu entschlĂŒsseln, die mit herkömmlichen statistischen Methoden bisher unentdeckt geblieben sind. „Im Nationalen Centrum fĂŒr Tumorerkrankungen (NCT) in Verbindung mit weiteren onkologischen Netzwerken, wie dem Bayerischen Zentrum fĂŒr Krebsforschung (BZKF) haben wir die idealen Voraussetzungen, um nun den nĂ€chsten Schritt zu gehen: Den Nachweis eines echten Patientennutzens unserer Technologie im Rahmen klinischer Studien zu erbringen“ ergĂ€nzt Prof. Dr. Martin Schuler, GeschĂ€ftsfĂŒhrender Direktor des Standorts NCT West und Leiter der Medizinischen Onkologie am UniversitĂ€tsklinikum Essen.


Link zur Originalveröffentlichung:
Decoding pan-cancer treatment outcomes using multimodal real-world data and explainable artificial intelligence

https://www.nature.com/articles/s43018-024-00891-1

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